Zusammenfassung des 2. Goobi-Tages
Nachdem der letzte intranda Goobi Tag bereits ca. ein Jahr zurücklag, gab es viele gute Gründe, neu zu einem Goobi-Tag einzuladen, um sich einmal wieder über verschiedenste Themen auszutauschen. Die stetige Fortentwicklung von Goobi einerseits und der hohe Verbreitungsgrad von Goobi bei teilweise großen Unterschieden in den Projektabläufen andererseits sollten bei dem diesjährigen Treffen im Vordergrund stehen. Verschiedene Sprecher unterschiedlicher Institutionen hatten hierzu Vorträge vorbereitet und konnten diese vor ca. 60 Teilnehmern aus ca. 25 Einrichtungen und 4 Ländern präsentieren.
Neuigkeiten und Entwicklungssprünge rund um Goobi 2.1
Nach der anfänglichen Begrüßung begann Steffen Hankiewicz von der intranda GmbH zunächst mit einem Vortrag über die Neuerungen, die sich innerhalb der letzten ca. 1-2 Jahre entwicklungstechnisch ergeben haben. Hierbei stand vor allen Dingen natürlich die vollständige Umgestaltung der Nutzeroberfläche im Vordergrund. Er erläuterte inwieweit die Modernisierung der Oberfläche nicht nur aus optischen Gründen sondern vor allem aus Gründen der besseren Bedienbarkeit erfolgte, und welchen Effekt dies auf die tägliche Arbeit mit Goobi hat. Die vielen kleinen und größeren neuen Funktionalitäten von Goobi 2.1 kamen in diesem Zusammenhang zur Sprache.
Den Schwerpunkt der Erläuterung bildete der unmittelbare Vergleich des Metadateneditors zur Erzeugung von METS-Dateien. Die klassische Nutzeroberfläche wurde hierbei der neuen Nutzeroberfläche mit ihren zahlreichen Umstellungen und neuen Funktionalitäten gegenübergestellt und verdeutlicht, welch großes Ausmaß an Zeitersparnis sich durch die Umstellungen in der Bedienoberfläche während der täglichen Arbeit der Erschließung ergeben.
Intensiv ging Steffen Hankiewicz in seinem Vortrag auch auf den Abschluss der Arbeiten des LayoutWizzards ein – ein neues Plugin für Goobi, das es erlaubt, gescannte Seiten durch automatische Prozesse und mittels effizienter Sichtprüfung durch Endnutzer zu gerade gerückten Einzelseiten ohne schwarze Ränder und ohne Buchfalz zu beschneiden.
Erfahrungen aus 5 Monaten Arbeitsalltag mit der neuen Nutzeroberfläche von Goobi
Als zweiter Sprecher des Tages berichtete Gregor Neuböck von der Oberösterreichischen Landesbibliothek Linz darüber, wie sich der Arbeitsalltag rund um Goobi im Laufe der letzten 5 Monate veränderte, seitdem die neueste Version von Goobi mit der modernisierten Nutzeroberfläche zum Einsatz kommt. Er erläuterte detailliert, welche Umgewöhnungen nach dem Umstieg durch die Anwender zunächst erfolgen mussten und an welchen Stellen von Goobi in diesem Kontext unmittelbar nach dem Update noch einmal Anpassungen vorgenommen werden mussten, um die bisherige Arbeitsweise der Oberösterreichischen Landesbibliothek auch weiterhin zu unterstützen.
Insbesondere die Erschließung der Digitalisate unter Zuhilfenahme des Inhaltsverzeichnisses im physischen Exemplar und die hierzu weiterhin benötigte Eingabe der paginierten Seitennummer stellte Herr Neuböck in seinem Vortag noch einmal als die für ihn erfahrungsgemäß effizienteste Erfassungsmethode heraus. Dabei zeigte er ebenso auf, welchen Zeitgewinn er und seine Mitarbeiter durch die nun neu geschaffene Möglichkeit der parallelen Metadatenvergabe während der Strukturdatenerzeugung im Alltag beobachten können.
Neben der etablierten Arbeitsweise der vollständigen Neuerschliessung von Digitalisaten berichtete Herr Neuböck darüber hinaus auch davon, inwieweit die neue Funktionalität der Strukturdatenübernahme aus anderen Goobi-Vorgängen ihre Stärken im Alltag ausspielen kann. Entgegen anfänglicher Erwartungen stellte sich im Arbeitsalltag heraus, dass insbesondere bei der Digitalisierung zahlreicher gleichartig aufgebauter Werke teilweise ganze Inhaltsverzeichnisse identisch verwendet und daher aus anderen Werken dupliziert übernommen werden können. Auch hier zeigte sich für die Landesbibliothek abermals eine große Arbeitserleichterung und Zeitersparnis durch den Zugewinn an Funktionalität im Metadateneditor.
DigiView – Ein Dienst zur Präsentation von gemeinfreien und rechtsbehafteten Digitalisaten mit Goobi / Digishelf und MyBib eL
Aufgrund der geänderten Rechtslage für Bibliotheken (§52b UrhG) bezüglich der Digitalisierung von urheberrechtsbehafteten Dokumenten rückt auch die Thematik der Präsentation und Zugänglichmachung dieser Inhalte in den Vordergrund des Interesses vieler Institutionen. Diesen Kontext nutzten die beiden Kollegen Frank Dührkohp und Anke Schröter von der Verbundzentrale des GBV Göttingen, um einmal den Dienst DigiView der VZG öffentlich vorzustellen. Nach der anfänglichen Erläuterung der grundsätzlichen rechtlichen Problematik gab Frank Dührkoph einen Einblick in das erweiterte Dienstleistungsangebot der VZG, um allen angebundenen Bibliotheken eine Infrastruktur zur rechtssicheren Zugänglichmachung urheberrechtsbehafteter Materialien zu gewährleisten. Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmer hierbei, wie sich durch die Verquickung der Softwarelösungen Goobi und MyBib eL ein praktikabler Workflow von der Digitalisierung bis zur Veröffentlichung realisieren lässt.
Zur Erläuterung, welche technischen Konzepte hinter dem Betrieb einer solchen Dienstleistung stecken, wie diese in der Vergangenheit bereits betrieben wurden und wie die Verwendung der digitalisierten Materialien für den Anwender letztlich tatsächlich aussieht, erläuterte Anke Schröter detailliert den technischen Hintergrund von MyBib eL. Auch hierbei kamen insbesondere die Themen zur Sicherstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Sprache und es wurde unter anderem aufgezeigt, wie sich beispielsweise die Katalogintegration gestaltet und dabei sicherstellt, dass bei Zugriff auf das digitale Exemplar stets rechtssicher gewährleistet wird, dass die Anzahl der lizensierten Exemplare für die gleichzeitige Betrachtung des Werkes durch verschiedene Nutzer nicht überschritten wird.
Nach der Erläuterung dieser und weiterer technischer Aspekte für den Betrieb ging Frank Dührkohp noch einmal darauf ein, wie sich der weitere Verlauf der Zusammenarbeit zwischen den Partnern VZG, Imageware Components und intranda gestaltet. Er erläuterte wie mit DigiView auf der Infrastruktur der VZG ein verlässlicher Service zur Verfügung gestellt wird, der sich insbesondere auch durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) als Kooperationspartner bundeslandübergreifend für ein Netz zahlreicher Bibliotheken als Service nutzen lässt.
Umstieg auf RDA bei der Katalogisierung – Was erwartet die Goobi-Nutzer
Mit ihrem Vortrag über die Einführung von RDA in die Katalogisierung gelang es Frau Dr. Barbara Block von der Verbundzentrale des GBV Göttingen allen Teilnehmern einen detaillierten Einblick in die künftig zu erwartenden Umstellungen der Katalogwelt zu geben. Sie erläuterte zunächst auf theoretischer Ebene, worum es sich bei RDA handelt, welches Beziehungsgeflecht hinter den Entitäten der verschiedenen Gruppen liegt und was sich hinter neuen Begrifflichkeiten und deren Beziehungen versteckt. Werke, Expressionen, Manifestationen und Exemplare sind dabei nur einige der für die Katalogisierung relevanten Erschließungsebenen. Zur Verdeutlichung, inwieweit die Einführung von RDA die künftige Katalogisierung beeinflusst, stellte Frau Dr. Block anhand verschiedenster konkreter Beispiele vor, an welchen Stellen sich Änderungen der Arbeitsweise ergeben werden und wie sich dies bei der unmittelbaren Gegenüberstellung von RDA zu RAK verhält.
Sowohl bereits während des eigentlichen Vortrages als auch im unmittelbaren Anschluss nach Ende des Vortrags zeigte sich, auf welches große Interesse Frau Dr. Block mit ihren Darstellungen stieß. Die konkreten Planungen des GBV und die damit verbundenen Vorgaben für dessen angebundene Bibliotheken standen hierbei im Vordergrund. Doch auch dem Wunsch der Zuhörer nach zu erwartenden Vorgaben, dem Zeitplan und zahlreichen konkreten Fachfragen konnte im Kontext des Vortrages genügend Zeit eingeräumt werden, so dass neben dem reinen Austausch über die grundsätzlichen Umstellungen auch sehr konkrete Szenarien ausgiebig diskutiert werden konnten.
Die Arbeitsweise der anderen mit Plugins für alles und jeden – Ein Überblick der verschiedenen Anwendungsszenarien von Goobi in 8 Ländern
Die mittlerweile sehr große Verbreitung von Goobi und die damit verbundenen teilweise extrem unterschiedlichen Einsatzzwecke wurden im Vortrag von Matthias Geerdsen von intranda thematisiert. Dafür gab er einen größeren Überblick zu den verschiedenen Arbeitsweisen und schilderte detailliert, welche Workflows und darin enthaltene Arbeitsschritte verbreitet sind. Zugleich zeigt er auf, wie sehr individuelle Projektziele einzelner Institutionen in den letzten Jahren jeweils zum Anlass genommen wurden, wiederum neue sehr spezifische Funktionen rund um Goobi zu implementieren. Auch ging Matthias Geerdsen darauf ein, welchen Aufwand er zusammen mit seinen Kollegen tagtäglich betreibt, um die Betreuung der zahlreichen verschiedensten Projekte auf Kundensystemen stets mit schnellem Support im möglichst ausfallsicherem Produktionseinsatz zu versorgen.
Einige von ihm aufgeführte Kennzahlen über die Anzahl der betreuten Systeme, überwachte Dienste, administrierte Software-Repositories sowie intern und extern erzeugte Tickets verdeutlichten, welche Herausforderungen sich im Alltag ergeben können. Er bewies damit jedoch zugleich, wie flexibel sich Goobi offensichtlich für verschiedene Zwecke einsetzen lässt und dass die Software nachweislich im Regelbetrieb unter Produktionsbedingungen auch über Jahre hinweg verlässlich funktioniert.
Fachaustausch zwischen Anwendern, Entwicklern und Supportern in separaten Themenecken
Nach der Mittagspause fand der zweite Teil des Goobi-Tages statt. Dieser teilte sich auf in zwei unterschiedliche Bereiche. Während einerseits wieder das Konzept der sog. Fachecken aufgegriffen wurde, um allen Teilnehmern in verschiedenen Räumen jeweils Platz und Ansprechpartner für einen Fachaustausch zu bieten, fand zugleich ebenfalls eine Schulung zur Erfassung von Metadaten im Goobi-METS-Editor statt.
In den Fachecken fanden sich die Interessenten wie auch im letzten Jahr zu folgenden Inhalten zusammen:
- Scannen und Digitalisieren
- Workflow und Projektmanagement
- Metadaten und Importe
- Systemadministration und laufender Betrieb
Dabei konnten somit verschiedene Themen zwischen den Teilnehmern aber auch direkt mit den Entwicklern ausgetauscht werden. Von den Erfahrungen über die Bilderzeugung, über die Metadatenverarbeitung und Workflowkoordination bis hin zu administrativen Fragen.
Parallel zum Fachaustausch fand im Schulungsraum eine Einführung in die effiziente Metadatenerschließung mit den neuen Funktionen des erweiterten METS-Editors statt. Die Mehrheit der Besucher hatte dabei bereits Erfahrungen im Umgang mit dem METS-Editor. Auf der Basis einiger beispielhafter Referenzwerke konnte hier allerdings ein Austausch darüber erfolgen, wie die Erfassung von Metadaten effizient erfolgen kann, wie mit besonderen Struktur- oder Metadaten zu verfahren ist oder einfach auch, was andere Metadatenbearbeiter als Best Practice sehen und wie sie vorgehen.
Die Resonanz der Teilnehmer des gesamten Goobi-Tages war durchgängig positiv. Zwischen Anwendern und Entwicklern gab es einen intensiven Austausch mit zahlreichen Anregungen für alle Beteiligten. Wie bei allen vorherigen Treffen wurden wieder Wünsche und Probleme in Form von Karteikarten gesammelt und fließen somit wieder in die tägliche Weiterentwicklung ein und sind damit schon sehr bald nutzbar für alle.
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